Schattenmenschen

„Zum Besseren oder zum Schlechteren, wir werden die Ersten sein, die das Immerwährende wirklich berührt haben werden.“ Der Schlusssatz in Liu Cixins Erzählung klingt wie eine Kurzcharakteristik der Menschheit in unserem 21. Jahrhundert. Wie dieses Berühren der Ewigkeit ausfällt, führen die hier vorliegenden Erzählungen auf bisweilen humoristische, bisweilen beklemmende, jedenfalls aber sehr eindrucksvolle Weise vor Augen. In ihrer bunten, oft schrillen Vielfalt sind die hier vereinten Texte allesamt dazu angetan, gängige Klischees, die sich in Europa über China festgesetzt haben, zu hinterfragen.
Diese Erzählungen überraschen jedoch nicht nur mit einer Fülle an originellen Gedanken, sondern auch mit einer Vielfalt an Perspektivenwechseln, durch die nicht nur die Rolle des Erzählers oder der Erzählerin, sondern auch die üblichen Konzepte von Raum und Zeit infrage gestellt werden. Abgründe der menschlichen Existenz werden ebenso schonungslos ausgelotet wie Grenzerfahrungen zwischen Leben und Tod. Als Protagonisten treten durchwegs Figuren in Erscheinung, die in der gewöhnlichen Welt ein Außenseiterdasein führen. Die Autorinnen und Autoren treiben, so könnte man es ausdrücken, die Erzählkunst auf die Spitze und Literatur an den Rand ihrer Möglichkeiten.