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Božena Němcová

Die Erzählerin Božena (Beatrix) Němcová, geboren am 4. Feber 1820 in Wien, entstammt der Ehe eines Wiener Deutschen Johann Pankl mit der Tereza Novotná, die, einer armen tschechischen Weberfamilie aus dem Adlergebirge entsprungen, ihre Jugend zwar im deutschen Glatz zugebracht hatte, trotzdem aber so wie ihre eigenen Kinder durch den Einfluß der Urgestalt der ,Großmutter‘, Magdalena Novotná, ihrer slawischen Identität treu geblieben. Die Großmutter weckte in den Kindern die Liebe zum schlichten Volke, zur Natur und Heimat und zur tschechischen Sprache. Ihr Gatte war ein energisch national empfindender Tscheche. Mit ihm machte sie eine lange Wanderzeit durch, die sie von Rot-Kosteletz, wo sie ihren Roman Chudí lidé (Arme Leute) konzipierte, nach kleinen Städtchen in Ostböhmen und für längere Zeit nach Polná führte. Die glücklichste Zeit verlebte sie in Prag 1841. Hier in Prag wurde sie zur berühmten Schriftstellerin, vor allem durch ihre Národní báchorky a pověsti (Nationale Märchen und Sagen). 1845 kam sie mit ihrem Manne nach Taus, wo sie sich als Sammlerin von Volksgebräuchen und Volksdichtung betätigte, bis ihre schriftstellerische Tätigkeit Angriffe hervorrief.In dieser Zeit – tief erschüttert durch den Verlust ihres Sohnes Hynek – arbeitet sie an der ,Babička‘, ihrem vollkommensten Werke, sie möge alle Volksgebräuche und Volksfeste im Rahmen eines Kalenderjahres in ihrem Bilde des Landlebens zusammenreihen. Soweit sich dies künstlerisch tun ließ, ist Božena Němcová diesem Wunsche nachgekommen. Zuletzt noch schien ihr das Glück zu lächeln. Der Buchhändler und Verleger Augusta berief sie nach Leitomischl, da er eine Gesamtausgabe ihrer Werke herausgeben wollte. Bei dieser Arbeit litt sie aber gleichfalls Mangel und Not. Nach Prag zurückgekehrt, erkrankte sie an einem neuen Anfalle ihres Leidens, am 20. Jänner 1862 starb sie. sie ist auf dem Vyšehrad bestattet. Auch noch heute sucht die große Schar der Verehrer ihres Genius das Grab auf, das die Dichterin der ,Großmutter‘ umschließt. Dieses Werk nämlich ist es, das ihren Ruhm in der tschechischen und in der Weltliteratur begründet hat, wiewohl neben den von uns bereits angeführten Werken eine große Menge Novellen und Märchensammlungen, wie auch Darstellungen von Volksgebräuchen, Sagen, Unterhaltungen der Landleute usw. aus ihrer Feder hervorgegangen sind. Von den ersteren nennen wir nur die Baruška, Rozárka, Karla und Divá Bára (Wilde Bara) und die reizende idyllische Liebesgeschichte Chýše pod horami (Das Haus unter den Bergen), die eine Frucht ihres zweiten Aufenthaltes in der Slowakei ist. Unter den Märchensammlungen ist besonders das zu gleicher Zeit wie diese Novelle herausgegebene Werk Slovenské pohádky a pověsti (Slowakische Märchen und Sagen) erwähnenswert. Ihr Hauptwerk aber ist und bleibt die Babička. Und zwar in jeder Beziehung ästhetisch, philosophisch, national und sprachlich.

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